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Bürenstock, Bern

Baujahr: 1728-30

Denkmalpflege:

Publikation:

schützenswert

Vierjahresbericht 2017-20

Planung: 2018
Ausführung: 2019 - 2020
Auftrag Direktauftrag
Architektur / Bauleitung: Lorenz Frauchiger
Stefan Gysel
Architekturfotografie: Roland Juker
Bauherrschaft: Privat

Ausgangslage

Der Bürenstock, erbaut in den Jahren 1728-30, zählt zu den am besten erhaltenen barocken Landsitzen auf dem Boden der Stadt Bern und ist im Inventar der Denkmalpflege als schützenwert aufgeführt. Der herrschaftliche Parterrebau unter gewaltigem Mansardendach erfuhr über die Jahrhunderte immer wieder Veränderungen. Insbesondere wurde im Jahr 1857 der Anbau im Osten errichtet, der bis heute in seiner äusseren Gestalt, mit Ausnahme der Dachform, erhalten blieb. Eine grundlegende, technische Erneuerung erfuhr der Landsitz im Zuge der Umnutzung von einem Sommerhaus zu einem festen Wohnsitz in den Jahren 1931-32. Neben einer Zentralheizung wurden die Sanitärräume im Obergeschoss wie auch die Küche im Parterre des östlichen Anbaus erneuert. Trotz all den Umbaumassnahmen über die Jahrhunderte behielt die Grunddisposition und die Struktur des Hauses ihre ursprüngliche Form. Sämtliche primären Tragsysteme sind heute noch in tadelloser Substanz vorhanden, sie gliedern den Bau nach wie vor in seiner konstruktiven Logik und in seiner Gestalt. Im Zuge des Generationenwechsels stellte sich im Jahr 2018 die Frage, wie und in welcher Form der Bürenstock in eine zukunftsfähige Nutzung überführt werden kann.

Projektierung

Mit dem Planungsinstrument einer Machbarkeitsstudie begann im Jahr 2018 in intensiver Zusammenarbeit von Bauherrschaft, Denkmalpflege und Architekten eine grundlegende Auseinandersetzung mit dem Landsitz und den Möglichkeiten, ihn in eine tragfähige Zukunft zu überführen. Zahlreiche Variantenstudien führten so unter Berücksichtigung von Wünschen der Bauherrschaft und Vorgaben der Denkmalpflege zu einem überzeugenden Umbaukonzept. Die Umsetzung basierte auf der Grundlage der Machbarkeitsstudie und war somit breit abgestützt und konnte früh baurechtlich abgesichert werden. So gelang es, die grossen Herausforderungen der Teilung des Gebäudes in zwei Wohnungen samt neuer Vertikalerschliessung mit Lift zu realisieren. Ebenso konnten zusätzliche Belichtungsmöglichkeiten für die Wohnung im Obergeschoss umgesetzt werden, was qualitativ eine grosse Aufwertung für die Dachräume bedeutet. Dank der frühen Zusammenarbeit unter allen Beteiligten konnte so eine solide und beständige Basis für das Baugesuch und die Ausführung gelegt werden.

Ausführung

Der Umbau der Grosswohnung in zwei separat funktionierende Wohneinheiten mit neuer Erschliessungsstruktur hatte im Bereich des östlichen Anbaus tiefgreifende strukturelle Eingriffe vom Dach bis ins Untergeschoss zur Folge. Ein Umbau dieser Grössenordnung ruft Bauzustände hervor, die in gewissen Bereichen die Stabilität der Bauteile beeinträchtigen und Massnahmen zur temporären Stabilisierung bedingen. Dank der Zusammenarbeit mit ausgewählten Unternehmungen war es möglich das Nebeneinander von grundlegenden Erneuerungen und dem Erhalt schützenswerter Bauteile zu organisieren und sicherzustellen. Unter der denkmalpflegerischen Prämisse der integrativen Massnahmen konnten im Zuge der Dachsanierung zwei neue Lukarnen in Sandstein gegen Westen errichtet werden. Die drei Lukarnen gegen Norden zeugten von einer intakten Konstruktion und konnten belassen werden. Die vier Lukarnen gegen Süden wurden jedoch aufgrund ihres schlechten Zustandes ersetzt. Die energetische Sanierung der Dachflächen erlaubte im Dachgeschoss den Einbau eines Oblichtes unter Glasziegeln gegen Norden und drei kleine Dachgauben über dem Luftraum zur Galerie gegen Süden. In der Obergeschosswohnung konnten zudem zwei Blindfenster gegen Osten ausgebrochen werden, was eine zusätzliche willkommene Belichtungsmöglichkeit der neuen Küche ermöglichte. Nebst der thermischen Sanierung der Hülle stellten die gesetzlichen Auflagen betreffend Schallschutz zwischen den beiden Einheiten eine grosse bauliche Herausforderung dar. Sämtliche Bodenbeläge im 1. Obergeschoss, samt Blindböden und Schüttung, mussten bis auf die Schiebeböden ausgebaut werden. Der neue Aufbau ermöglichte eine ausreichende Trittschalldämmung. Die alten Parkettböden konnten hier leider nicht wieder verwendet werden und wurden durch neue, massive Bernerböden in Eiche und Esche ersetzt. Im Erdgeschoss galt es den Bestand zu schützen und möglichst zu erhalten. Die neuen Einbauten (Küche und Sanitärräume) sind so behutsam wie möglich integriert. Im Untergeschoss konnten durch den Wechsel von der Ölheizung auf eine Gasheizung die technischen Räume reduziert und neu organisiert werden. Die Kellerdecke wurde in diesem Schritt lückenlos gedämmt.

 

Die kontinuierliche Begleitung des Umbaus von der Machbarkeitsstudie bis zur Schlüsselübergabe durch die Architekten war für das Gelingen der Aufgabe ebenso wichtig, wie das grosse Engagement der Unternehmungen und deren Handwerkskunst.